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Gedankenwelt

Einen Tag in der Mitte verbrachten wir nur in Kiruna und machten keine große Tour. Wir mussten uns ausruhen. So faszinierend und wunderschön diese Touren auch waren, kosteten sie auch Kraft. Habe ich schon mal erwähnt, dass sich in Kiruna die größte Eisenerzgrube der Welt befindet? 

Wusste ich vorher auch nicht. Funfact: Die Stadt Kiruna wird in naher Zukunft abgerissen und 5 km versetzt wieder aufgebaut, damit mehr Eisenerz abgebaut werden kann. Das klingt schon ein bisschen irre, oder nicht? 

Quelle und vielleicht interessanter, weiterführender Artikel dazu: https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/kiruna-in-schweden-die-groesste-erzmine-der-welt-a-1119613.html

 

Natürlich konnte man sich dieses Monstrum auch anschauen, aber der stattliche Preis von fast 50€ pro Person für eine geführte Tour (Besichtigung auf eigene Faust ist nicht möglich) schreckte uns ab. So sehr interessierte uns Eisenerz dann nun wirklich nicht! Man muss auch aus allem den letzten Tropfen rauspressen. Wie kann man nur so geldversessen sein? Aber hier bewegen wir uns in Richtung einer Lobby, der man meiner Meinung nach besser nicht zu nahe kommt. Für Geld würden die hier offensichtlich so ziemlich alles tun. Gruselig.... 

 

Wir blieben dann in sicherer Entfernung und fuhren auf einen Berg, von dem aus man eine fantastische Aussicht hatte. Sowohl auf diese monströse Grube als auch auf die schwedisch-norwegischen Berge in weiterer Entfernung, die uns an so gute Zeiten denken ließ. Mich betrübte es immer noch, dass wir nicht nach Norwegen rüberfahren konnten. Ich hätte es so gerne gemacht... #dankecorona

All zu lange konnte ich mich meiner Träumerei nicht hingeben, weil mich ein sehr reales Problem unsanft zurück in die Wirklichkeit holte!

Es gab ein Problem mit dem Mietwagen! Irgendeine verdammte Lampe fing an wie verrückt zu blinken und zeigte eine Warnmeldung auf Schwedisch an. Oh nein! Bitte, bitte nicht! Bitte nicht! 

Dafür hatte ich jetzt so gar keinen Nerv. Warum? Warum musste das jetzt passieren? So ein verdammter Mist. 

Wir machten uns also daran zu versuchen, diesem Problem auf die Schliche zu kommen. 

Was macht man normalerweise in so einer Situation?

Ich weiß nicht, was ihr machen würdet, aber ich würde erstmal ins Betriebshandbuch schauen. 

Da gabs ja nur ein klitzekleines Problem. Ups. Das nette Teil war auf Schwedisch. 

Konnte ich Schwedisch? 

Jedenfalls nicht ansatzweise genug, um dieses verdammte Handbuch mit Autofachsprache zu verstehen. Aaarrgggh. 

Ach ja, und auf Deutsch konnte man diesen Bordcomputer irgendwie auch nicht umstellen. Keine Ahnung weshalb... 

Ich fand dann die deutsche Ausgabe des Betriebshandbuches im Internet und fand heraus, dass es sich um Probleme mit dem Reifendruck handelte. 

Wie konnte das jetzt passieren?

Die Auffahrt auf diesen Berg war schon ziemlich steil gewesen. Konnte das die Ursache dafür sein? Ungleiche Verteilung auf dem Messgerät vielleicht? Ganz ehrlich, ich hatte keine verdammte Ahnung von der Technik in diesem Auto.

Ich stieg aus und schaute mir die Reifen einzeln an. Platt war schonmal keiner und ich konnte auch sonst keine Auffälligkeit feststellen. Ich bestätigte im Bordcomputer alle Reifen überprüft zu haben.

Ein anderes Warnlicht blinkte auf. War das schon vorher da gewesen? Wir waren uns nicht sicher...

Das wäre mir doch aufgefallen. Oder nicht? Hmmm-..

Irgendwo zum Glück erinnere ich jetzt nicht mehr, was da nun wieder war und auch nicht mehr zu hundert Prozent, wie sich das Problem am Ende gelöst hat. Man muss sich nicht an jedes negative Detail genauestens im Nachhinein erinnern (meine Meinung). 

Jedenfalls löste sich dieser Zwischenfall irgendwie in Wohlgefallen auf und wir machten nichts weiter. Ich war froh, dass wir nicht den Support anrufen und noch Jemanden kommen lassen mussten. Man muss auch nicht jeden Mist mitnehmen. 

Wir fuhren sehr, sehr vorsichtig den Berg wieder runter und irgendwann normalisierte sich alles wieder. Vielleicht doch nur ein Messfehler? 

 

Zur Kiruna Erzgrube fuhren wir dann auch noch so nah wie möglich ran, um vielleicht doch noch etwas zu sehen, drehten aber sehr bald um, da schon eine fast 1 Kilometer lange Zufahrtsstraße einzig und allein auf das Gelände führte. Alles sah sehr ernst aus und nicht so, als wären herumstreunende Besucher dort gerne gesehen. Schnell wieder weg. Wir machten noch einen Mini-Spaziergang und sonst nichts. 

Kiruna, nördlichste Stadt Schwedens. Da denkt man an sonst was. Aber man darf sich das alles wirklich nicht in deutschen Dimensionen einer Stadt vorstellen. Sowohl Jokkmokk als auch Kiruna waren WINZIG gewesen. Und es gab dort auch einfach nichts. Kaum Menschen wohnten überhaupt hier. Es gab hier einfach nichts zu sehen. Deswegen waren wir dann ja auch recht zügig von Jokkmokk aus wieder aufgebrochen und weitergereist. Und ich war mehr als dankbar für die Flexibilität, die unsere Art zu reisen uns ermöglichte. Gehen, wenn man nicht mehr bleiben möchte, es einen weiterzieht oder einem doch nicht so gefällt und bleiben so lange man will, wenn man bleiben wollte.

Wir hatten unser Hostelzimmer hier in Kiruna auch zuerst nur für - ich glaube - zwei Nächte gehabt und dann doch nochmal um drei weitere Nächte verlängert. Es war toll, dass das alles so einfach ging hier. Abgesehen von dieser massiven Mine ging hier alles irgendwie auf eine ganz besondere Art viel, viel ruhiger zu. Alles war langsamer, aber nicht auf die anstrengende Art. Es war irgendwie die Ruhe der Natur, dieser unendlichen Weite und der wenigen Menschen. Lappland war so anders als ich es mir vorgestellt hatte. Aber auf eine gute Art. Ich hatte mich immer etwas vor dieser Weite und der Einsamkeit gefürchtet. Und trotzdem war ich so neugierig gewesen. Es hatte mich förmlich hierhin gezogen. Und dieses Gefühl war stärker gewesen als meine Ängste. Ich konnte mich nicht wirklich dagegen wehren. Dass mein Freund gekommen war, war so gut. Denn so war ich an diesen Gefühlen nicht zerrissen, sondern hatte mich auf eine wunderbare Reise, ein unglaubliches, faszinierendes, unvergessliches Abenteuer begeben.

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