Tag 2 mit dem Mietwagen
Habe ich eigentlich schon erzählt, was für einen Mietwagen wir bekommen haben und wie begeistert ich von diesem Auto bin?
Wirklich.
Wir hatten einen schneeweißen Škoda Scala bekommen - einen Wagen, den der Vermieter uns als "kleines Auto" vermittelt hatte. Dieses Auto war ein Traum. Extrem angenehm zu fahren, tolle Innenausstattung, tolle Displays, Boardcomputer, Navigation und am Wichtigen 😎 - die Soundanlage.
Kein Roadtrip ohne laut hämmernde und ballernde Musik!
Ich fand diesen Wagen wirklich so überzeugend, dass ich ernsthaft in Betracht ziehe, mir dieses Auto irgendwann zu kaufen.
Und mit diesem fantastischen Auto hatten wir die Freude heute ganze 7,5 Stunden durch Lappland zu fahren.
7,5 Stunden. Knapp 500 Kilometer.
Okay, ja, diese Entfernung-Zeit-Relation macht vielleicht stutzig. Aber dazu gibt's auch 'ne gute (oder eher sehr frustrierende) Erklärung! ☝🏻😂
Aber dazu kommen wir später.
Wohin gingen denn diese 500 Kilometer?
Nach Jokkmokk!
Nach Jokkmokk? Hä, Anna? Sorry, dass ich frage, aber WART IHR DA NICHT GERADE ERST?
Kann es sein, dass du was durcheinander bringst? Warum?
Nein, ich bringe nichts durcheinander. Ich hätte mir auch gewünscht, das anders zu handhaben, aber im Endeffekt bin ich froh, dass wir diesen Mietwagen hatten und das überhaupt noch machen konnten.
Denn wir hatten da ja noch ein, zwei Rechnungen offen... Leider.
Und wie oft ist man nun schon in Lappland?
Ich kann nicht für euch sprechen, aber ich für meinen Teil nicht sehr oft.
Genau genommen sonst nie. Und ohne jegliche Ahnung, ob oder wann je wieder. Von daher. Und nun hatten wir schon das Auto.
Wir wollten nun endlich nochmal zum Polarkreis fahren!
Von Jokkmokk aus gab es zwei Punkte an denen man den Polarkreis überqueren konnte. Wir besuchten beide.
Und trafen am Zweiten auf einen Radsportler, der die ganze Strecke von Malmö (das ist an der Grenze zu Dänemark und fast der südlichste Punkt von Schweden!) bis hierher mit dem Fahrrad zurückgelegt hatte. Und er kam genau in dem Moment angedüst, als wir da gerade waren. Oh, wie war er stolz! - Zurecht.
Von uns bekam er sogar den Stift geliehen, mit dem er sich auf dem Schild verewigte. Wir teilten seine Freude.
Die Aussicht am zweiten "Grenzpunkt" war auch phänomenal.
Dieser lag direkt an einem See mit einer Art Tipi. Hier zu sein war ein fantastisches Gefühl.
Wir hatten noch ein zweites Ziel heute und so verabschiedeten wir uns erneut von Jokkmokk und steuerten den Muddus Nationalpark an. Dieser ist Teil des bereits erwähnten Laponia-Welterbe und zählt zur letzten Wildnis Europas.
Wir waren sehr gespannt und freudig.
Doch die Freude hielt nicht lange an. Ein nicht enden-wollender Kiesweg mit der Länge von 10 Kilometer trübte die Laune. Jedenfalls meine, etwas. Eigentlich keine große Sache, aber ich wollte keine Kiesschrammen im Mietwagen haben und der Schock über die im Nachhinein vom Vermieter gefaketen und dann angehängten Schäden (wenn auch bei einem anderen Vermieter) hing mir noch etwas in den Knochen. Also krochen wir in Schrittgeschwindigkeit über diese Straße. Denn die Kiessteine flogen in hohem Bogen nach oben, wenn wir schneller über sie hinwegrauschten.
Wir brauchten über eine Stunde. Und das war erst eine Strecke.
Wir mussten den Weg auch noch zurück. Über eine Stunde für 10 Kilometer war wirklich nervig. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Hier erklärt sich nun auch, warum oben so eine lange Fahrtzeit bei im Verhältnis wenig Kilometern angezeigt war.
Als wir im Nationalpark ankamen, war es nach 21 Uhr.
Das spielte hier aber keine Rolle, da es Tag und Nacht hell war. Taghell. Man konnte nicht unterscheiden zwischen Tag und Nacht.
Dieser Nationalpark war leider nicht ganz so gut ausgeschildert und die kleinen Flyer fehlten auch.
Wir drehten eine kleine Runde durch den Nationalpark. Irgendwann kehrten wir um, da keiner wusste, wie lange der angebliche Rundweg noch ging und ich auch müde wurde.
Hatte ich schon erwähnt, dass mein Freund keinen Führerschein hat und ich deswegen auch die 3 Stunden wieder zurück fahren musste?
Da wir auf mich angewiesen waren, konnten wir leider nicht bleiben, was schade war. Aber wir waren heute auch einfach viel zu spät losgefahren.
Weil mir die Zeit im Nationalpark immer zu knapp ist mit ein paar Stunden, was ich hier in Schweden bei jedem einzelnen Nationalparkbesuch festgestellt hatte, würde ich gerne mal vor Ort übernachten und mehrere Tage mit meiner Zeltausrüstung durch die Nationalparks streifen.
Aber heute war nicht dieser Tag.
Die Rückfahrt war lang und anstrengend und wir kamen erst um 2 Uhr Nachts wieder in Kiruna an.
Aber uns waren heute noch ein paar ganz wunderbare Sachen passiert. Mein größter Schweden-Wunsch war in Erfüllung gegangen.
Das waren eigentlich sogar die besten Erlebnisse, die wir dank des Mietwagens -und Dank der Entscheidung, diese Tour heute zu machen- hatten.
Diese supersüßen Rentiere sind uns direkt vor die Kamera gesprungen und viele weitere haben wir am Straßenrand entdecken können. Mein absolutes Highlight war aber der Elch bzw. die Elchkuh, die direkt vor uns einmal quer über die Straße gelaufen ist. Davon gibt es leider kein brauchbares Foto, aber ich bin völlig eskaliert. Das war mein größter Traum. Einen Elch in Schweden in der freien Wildbahn sehen! Der trottelige Gang und das etwas deformierte Kinn machten für mich 100%ig klar, dass es ein Elch war. Meinen Freund konnte ich erst davon überzeugen, dass das diesmal kein Rentier war (obwohl er bei jedem Rentier dachte, es sei ein Elch gewesen), nachdem ich ihm lang und breit erläutert hatte, dass bei den Rentieren auch die Weibchen ein Geweih tragen. Meine Elchkuh trug natürlich kein Geweih!
Das war fantastisch und so unglaublich! Danach sah ich nie wieder einen Elch, weshalb ich soo froh bin, dass wir an diesem Tag diesen Ausflug gemacht hatten und auch diese weite Strecke gefahren waren. Das Wildlife hier war wirklich eine Nummer für sich. Mein Schweden Highlight!