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Wieder in die Schären: Ich lebe in meinem Kindheitstraum und das Leben könnte nicht schöner sein - Mein siebtes Wochenende 22. & 23. Mai 2020

Wer meinen letzten Blogeintrag gelesen und aufgepasst hat, weiß, dass immer noch mein zweiter Ausflug in die Schären aussteht. 

Ein glücklicher Zufall ergab, dass mein Ausflug noch viel schöner wurde, als ich geplant hatte. 

Am Donnerstag, den 21. Mai war Christi Himmelfahrt - auch in Schweden ein Feiertag - und der sich anschließende Freitag war ein Brückentag. Unverhofft bekam ich an den zwei Tagen frei, obwohl ich sonst immer an den Feiertagen gearbeitet hatte, da der Kindergarten ja geschlossen war und die Eltern somit Hilfe brauchten. Meine Freundin A. hatte mich schon vorher eingeladen, über Himmelfahrt mit zu ihrem Sommerhaus in den Schären zu kommen. Ich erfuhr erst am Abend  vorher, dass ich die nächsten zwei Tage frei bekäme und meldete mich direkt bei A., um zu sehen, ob ihr Angebot immer noch stand. Eigentlich hatte ich geplant, vielleicht am Samstag, einfach einen Tag Schärenhopping zu machen und mit Hilfe der vielen Fähren da draußen ein paar Inseln anzuschauen. Dazu hatte ich auch schon mehrere Vormittage lang Recherchen betrieben, da ich gelesen hatte, dass es auch kostenlose Fähren geben sollte, was mir natürlich immer Willkommen war, und hier sehr viele verschiedene Reedereien in die verschiedenen Fährangebote verwickelt waren, was es für einen Neuling ziemlich unübersichtlich machte. Aber A.s Angebot stand immer noch und sie lud mich wieder ein. Da das Ganze, wie gesagt, etwas überraschend kam und ich noch ein paar Dinge machen wollte, verbrachte ich Himmelfahrt zuhause und fuhr am Freitag los! 

Das Sommerhaus liegt weiter draußen in den Schären auf der Insel Svartsö. Es gab zwei gute Wege, um dorthin zu gelangen (insgesamt noch mehr, aber niemand mag es unnötig kompliziert): Eine 2,5 Stunden Fahrt auf der Fähre aus dem Stockholmer Zentrum direkt nach Svartsö (bzw. wenn man die nicht-direkt-Verbindungen mit der Fähre mitzählt sogar drei Wege) oder eine Stunde mit dem Bus über mehrere Inseln und dann nochmal eine dreiviertel Stunde mit der Fähre. Da die Direktverbindung nur zweimal am Tag und zu keiner guten Uhrzeit fuhr und ich nicht noch viel Zeit beim "Umsteigen" auf anderen Inseln verschwenden wollte, entschied ich mich dann für den Bus. 

Alles ging problemlos und auf der Fähre durfte ich sogar kostenlos mitfahren, weil der normale Ticketverkaufsstand geschlossen war. Danke!

Es war auch dieses Mal wieder toll, durch die Schären zu fahren! Einfach so viel Natur um einen herum! 

Obwohl es eigentlich supersonnig war (Danke für das Wetter! und gut, dass ich nicht letztes Wochenende im Regen gefahren war), war es auf der Fähre recht windig und ich fröstelte etwas.

Es war wie im Märchen alle diese kleinen Insel mit ihrem Fähranlegesteg anzufahren.

Freude durchsprudelte meinen ganzen Körper.

A. kam mit ihrer Familie zum Fähranleger und direkt daneben gab es ein kleines Eishäuschen, Sitzplätze direkt am Wasser und einen winzig kleinen Supermarkt. Ich war nicht drin, aber ob es wohl so ein Tante-Emma-Laden war wie der, in dem Lisa und Inga aus Bullerbü einkaufen gingen? Wow, es war so schön auf dieser Insel! Wirklich wie bei Astrid Lindgren... A.s Familie lud mich auf ein Eis und wir genossen es in aller Ruhe in der Sonne am Fähranleger. Ich hatte Schokolade und Zitrone-Ingwer. Eigentlich mag ich Zitroneneis überhaupt nicht, aber in Kombination mit Ingwer klang es interessant und die Auswahl war nicht soo riesig. Sehr erfrischend auf jeden Fall. 

Anschließend zeigte sie mir den Weg zum Häuschen und es war wunderschön. Die Sonne schien und der Himmel war blau. Wir machten einen Spaziergang, damit ich mir die Insel anschauen konnte. Allein das Sommerhäuschen war schon eine Wucht für sich. Hölzern. Rot mit weißen Balken. Es gab sogar noch ein kleineres Gästehäuschen und einen Schuppen! Ihr kennt den Schuppen aus Michel aus Lönneberga? Klar! Genau so ein Schuppen war es. Das sagte A. sogar selbst und meinte lachend, dass sie auch noch irgendwo geschnitzte Holzfiguren hätten. Es sah so süß aus! Im Häuschen etwas weiter unten wohnte übrigens Tante Berg. 

Also nicht wirklich. Aber sie hätte es wirklich sein können! Sie werkelte im Garten vor dem Häuschen herum und war schon weit über 80 Jahre alt. Sie erzählte, dass sie seit 85 Jahren in dem gleichen Häuschen wohnte. Es erinnerte mich einfach extrem an Tante Berg, (von Lotta aus der Krachmacherstraße, falls jemand wirklich keine Ahnung hat, wovon ich spreche). 

Ich befand mich einfach mitten in dem Leben meiner Kindheitshelden! Konnte das wahr sein? 

Es war genauso wie in den Geschichten! 

Das Häuschen stand einfach mitten an einem flachen Hang und der Garten war wild und nicht umzäunt. Ein Spazierweg führte vorbei, auf der anderen Seite waren weitläufige Wiesen zusehen und weiter dahinter Wald. Leider waren noch keine Tiere draußen (die kamen dann genau einen Tag nachdem ich wieder zuhause war). Normalerweise stünden dort wohl Schafe und Ziegen und Kühe und Pferde. Wie bei Astr...

Okay, ich lasse es. Ihr könnt es wahrscheinlich nicht mehr hören.  

Unser Spaziergang führte uns jedenfalls einmal herum um die Wiesen, durch einen schönen lichten Wald und wieder hinunter zum "Hafen". Etwas weiter sollte irgendeine Abbiegung Richtung Wasser zu einem Strand führen. Da sich A. aber nicht mehr sicher war, welche es war und jede irgendwie aussah wie die vorherige, probierten wir alle aus. Die dritte oder vierte war es dann. Ein richtiger Strand existierte nicht mehr, aber es war trotzdem eine schöne Bucht am ruhigen See und mit Aussicht auf die Ufer der anderen Inseln. Einfach schön. 

Hier setzte ich mich auf einen kleinen Felsen und genoß einfach den Moment. 

 

Als wir wieder zurück am Häuschen waren, spielten wir mit A.s Schwester und ihrem Freund eine Weile Karten. Am Abend wollten wir grillen und ich freute mich. Es gab gegrillten Lachs, gekochte Kartoffeln, gegrillte Zwiebeln, Zucchini und gegrillten Halloumi. Halloumi ist so verbreitet hier. Es gibt an jedem Imbiss Halloumiburger und der Käse landet auch sehr oft auf dem Grill. Generell esse ich so viel Lachs seit ich in Schweden bin. In meiner Gastfamilie gibt es ständig Lachs und obwohl ich das eigentlich so gerne esse, kann ich gegrillten / Ofen-Lachs langsam nicht mehr sehen. Fisch ist für die Schweden, was für die Deutschen die Kartoffel ist... 

Dennoch war das Grillen sehr schön und das Essen sehr lecker. 

Im Anschluss machte A. nochmal ihren "Brownieteig", den wir auch schon letztes Wochenende bei mir gehabt haben. Während das letztes Mal noch eher einem Kuchen ähnelte, kam der Teig diesmal gar nicht in den Ofen, sondern nur ganz kurz auf den Herd und war komplett flüssig. Dazu gab es Vanilleeis. Sagen wir es war interessant. 

Wir spielten noch ein anderes sehr lustiges Spiel mit der Familie, bei dem ein Begriff abwechselnd gezeichnet und erraten werden musste, während der Block herumwanderte. Also der erste Spieler schreibt den Begriff auf und zeichnet ihn, gibt den Block weiter, der zweite Spieler rät, was das ist und schreibt es auf, gibt den Block weiter, der dritte Spieler zeichnet, was Spieler 2 erkannt und aufgeschrieben hat, gibt den Block weiter, Spieler 4 rät wieder, was Spieler 3 gezeichnet hat usw. 

Es war SEHR lustig! 

 

Gegen 21 Uhr machten wir uns nochmal auf den Weg, eigentlich um den Sonnenuntergang zu sehen, aber den verpassten wir doch. Wir saßen auf einem Steg am Wasser und haben bis in die Nacht geredet. Es war sehr schön, einfach dazusitzen, in der Natur, Ruhe um uns herum. 

Erst als wir nach 23 Uhr zurück zum Häuschen kamen und unser Lager im Wohnzimmer aufschlugen, wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass es nachts nicht mehr richtig dunkel wird. Deswegen hätte ich auch gar nicht gedacht, dass es schon "so" spät ist. 

In den darauffolgenden Wochen sind mir die hellen Nächte immer wieder aufgefallen. Irgendwie komisch, andererseits: in zwei Wochen ist Mittsommer und ab da wird es wieder früher dunkel... 

Der Tag war einfach perfekt und wirklich schön. Ich war sehr glücklich, das erleben zu dürfen. 

 

Am nächsten Tag war die Idylle dann etwas getrübt, da es einerseits den ganzen Tag regnen sollte, was es dann ab frühem Mittag auch tat und andererseits, weil die Stimmung zwischen A. und ihrer Familie nicht sonderlich gut war. A. war bockig und so saßen wir im Gästehaus, wo wir zuerst noch mit der Schwester und ihrem Freund gespielt haben, bevor sich erst A. und ihre Schwester und später die Schwester mit ihrem Freund gestritten hatten, und machten nichts. Sie regte sich über ihre Familie auf, bis es für mich Zeit war, die Fähre zurückzunehmen. Vorher gab es dann doch noch ein schnelles, sehr verspätetes "Mittagessen", was aber leider noch halbkalt war. Ich war ziemlich durchgefroren, da es im Gästehaus nicht wirklich warm war und passend zur Stimmung hatte es dann ja auch noch angefangen zu schütten. 

 

Auf dem Rückweg nahm ich den langen Weg mit der Fähre, der 2,5 h bis direkt nach Stockholm fuhr. Ich hatte etwas Sorge, dass es ich wieder wie auf dem Hinweg draußen frieren würde, aber diese Fähre schien größer zu sein und hatte sehr viele gemütliche Sitze drinnen. Ich machte also gar keine Anstalten herauszufinden, ob man auch nach draußen gehen konnte, obwohl ich sonst immer gerne "an Deck" bin auf Schiffen. 

Es war schön, die Schären wieder lange beobachten und genießen zu können und trotzdem im Warmen zu sitzen.

Dieser Ausflug war wirklich traumhaft schön gewesen und ich war gesegnet, dass ich das hier erleben durfte. Am ersten Tag sogar mit richtig viel Sonne! Es war also eine sehr gute Entscheidung gewesen, nicht am vorigen Wochenende im Regen in die Schären gefahren zu sein.

 

 

Ein richtig tolles Erlebnis!

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