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Ausflug nach Uppsala, Kuchen backen, Kino, Nachtleben. Und noch mehr Kuchen backen: Langsam Alltag? - Mein sechstes Wochenende 16. & 17. Mai 2020

Samstag

An diesem Wochenende wollte ich endlich in die gar nicht weit entfernte, aber berühmte Universitätsstadt Uppsala fahren, die übrigens die viertgrößte Stadt in Schweden ist (nach Stockholm, Göteborg und Malmö). Ich wollte auch nochmal in die Schären fahren und hatte auch überlegt, den einen Tag für Uppsala und den anderen für die Schären zu nutzen. 

Soweit der Plan. 

Aber Pläne sollte man in Schweden nie ohne das Wetter machen.

Es war für das gesamte Wochenende (sogar Donnerstag beginnend) Regen angesagt. Na großartig! 

Dann würden meine Pläne ja wortwörtlich ins Wasser fallen. Denn weder eine Stadtbesichtigung noch Schärenhopping durchgeweicht im strömenden Regen waren für mich eine Traumvorstellung. Ein Alternativprogramm hatte ich nicht.

Da es am Samstag Vormittag dann doch ganz nett aussah und ich nicht ein komplettes Wochenende verschwenden wollte, entschied ich mich, trotzdem nach Uppsala zu fahren. Würde schon nicht so schlimm werden...  

Den Weg fand ich diesmal leicht, da ich den Hauptbahnhof inzwischen kannte und der Zug lustigerweise der Gleiche war, wie der zur Mall of Scandinavia bzw. zu meiner Freundin A. nachhause. 

Googlemaps sagt jetzt, dass die Zugfahrt vom Stockholmer Hauptbahnhof nach Uppsala eine gute Stunde dauert. Ich hatte das eher länger in Erinnerung, aber naja... Das kommt davon, wenn ich nicht direkt alles aufschreibe. 

In Uppsala angekommen war ich sehr froh, dass der angesagte Regen sich bislang nicht blicken ließ. Zur Sicherheit hatte ich einen Schirm mit. Vom Hauptbahnhof aus folgte ich einem Schild mit der Aufschrift "Gamla Uppsala"  (Altes Uppsala / Altstadt) und sah auch schon kurz darauf das Schloss auf einem Hügel thronen. 

Wie auch das Schloss Gripsholm ist dieses Schloss pink, was ich eine sehr ulkige Farbe für ein Schloss finde.

Der Weg schlängelte sich hinauf zum Schloss und genau in diesem Moment fing es dann doch an zu regnen. Ich war etwas enttäuscht.

Ich folgte dem Weg zum Schloss, sah zu meiner Rechten auf einem weiteren Hügel schon die berühmte "Domkyrkan", die Kathedrale, über dessen Spitze aber leider ein fetter Baukrahn baumelte, der - wie andernorts auch permanent- die Idylle irgendwie zunichte machte, und wurde ansonsten aber mit einem tollen Ausblick über die Stadt belohnt. 

Das Schloss war zu und etwas weiteres Tolles gab es hier eigentlich nicht zu sehen. 

Ich hatte mir auf der Hinfahrt von einem Insider noch ein paar Tipps eingeholt, was ich mir hier anschauen sollte und wollte nun den nächsten Punkt abklappern. 

Ohne genau zu erinnern, wo ich langgelaufen bin und ohne wirklichen Plan, erreichte ich ziemlich schnell die Kathedrale und ein berühmtes Gebäude der Universität. Die Kirche wollte ich mir nicht von Innen anschauen, da ich schon unzählige Kirchen von Innen gesehen habe in meinem Leben. Und so spannend finde ich das nicht. Irgendwie sind die ja doch immer gleich. 

Das Universitätshaus war geschlossen, also legte ich auf einer Bank im Rondeel vor dem Gebäude eine Rast ein. Überall blühten Blumen, Sträucher und Bäume. Der Regen war schon lange wieder versiegt. 

Ich spazierte weiter durch die Stadt, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben. Den botanischen Garten sollte ich mir noch anschauen, das war eine der Empfehlungen. Irgendwie kam ich auf meinem Spaziergang irgendwann jedes Mal wieder am Schloss raus und stellte fest, dass Uppsala wesentlich kleiner und auch unspektakulärer war, als ich es mir vorgestellt hatte.

Die pulsierende Studentenstadt hatte ich definitiv nicht vorgefunden. 

Es war nicht blöd hier, aber irgendwie finde ich Uppsala doch schon ziemlich überbewertet. 

Es war klein und nett und wenn man nichts Besseres mit sich anzufangen weiß und Lust hat, in einer kleinen Stadt zu sitzen, z.B. im Gras vor dem Schloss, dann kann man das machen. Aber was an Uppsala ein Touristenmagnet sein soll, verstehe ich nicht. 

Es ist definitiv kein Must-See auf der Liste, die ich anderen empfehlen würde.

 

Auf dem Rückweg verabredete ich mich mit A. in der Bahn. Wir berieten, wie wir den Tag verbringen wollten (denn tatsächlich hatte meine Stadtbesichtigung nur 2 Stunden gedauert + etwas vertrödelte und abgesessene Zeit am Ende) und entschieden uns, abends ins Kino zu gehen. 

Tatsächlich laufen hier alle Filme nur auf Englisch, was ich ja schon mehrmals hier erwähnt hatte, mit schwedischen Untertiteln. Einerseits Glück für mich, so war ich nicht aufgrund einer Sprachbarriere vom Erlebnis Kino ausgeschlossen, andererseits fällt Kino damit als Aktivität zum Sprachenlernen (wie ich sie in Paris mehrfach genutzt hatte) weg. Aber mein Schwedisch ist sowieso noch nicht gut genug, als dass ich einen Film auf Schwedisch verstünde. Als Deutsche ist es für mich total komisch und ungewohnt, dass Filme hier nicht synchronisiert werden. In Deutschland halte ich das für unvorstellbar. Da sieht man mal, wie verwöhnt wir sind und das einfach für völlig selbstverständlich nehmen, ohne das jemals zu hinterfragen. Aber für so ein kleines Völkchen hat halt niemand Lust, sich den Aufwand zu machen, die Filme zu synchronisieren. Und eigentlich hat das doch auch nur Vorteile, betrachtet man mal das glänzende Englisch der Schweden. Wir würden das in Deutschland sicherlich auch akzeptieren, würden wir es nicht anders kennen. Jedenfalls wollte A. gerne "The Invisible Man" sehen und mir war das auch recht. Es waren aber noch über 3 Stunden bis der Film los ging. Nach einigem Hin und Her gingen wir dann zu mir nachhause und backten Kuchen. A. hatte ein Familienrezept für Schokobrownies bzw. kann ich nicht genau definieren, was es war. Teilweise wird diese Teigmasse wohl noch heiß, aber (halb)flüssig gegessen. Hatte jedenfalls viel Fett, Zucker und Schokolade und war mir eigentlich zu süß und fettig. Danach fühlte ich mich irgendwie schlecht. Wir saßen dann noch bei mir und unterhielten uns bis der Film los ging. 

Da wir uns vorher kurz über Sushi unterhalten hatten, wollte A. unbedingt noch Sushi holen und mit ins Kino nehmen. Und bei Sushi werde ich leider immer schwach. Ich kann einfach nicht nein zu Sushi sagen. Es ist für mich unvorstellbar, dass ich noch vor ein paar Jahren Sushi überhaupt nicht mochte und die Überreste eines Sushis, das ich mir mal testweise bestellt hatte, dann mein Vater essen "musste", weil ich es nicht runtergekriegt habe. Was war da nur falsch mit mir? 

Glücklicherweise war das Kino auch auf Södermalm und ganz in der Nähe, was eigentlich auch der Grund war, warum wir vorher zu mir gegangen sind, und der Sushiladen war exakt eine Tür neben dem Kino. Wir hatten die Tickets schon vorher online gekauft und alles ging so schnell, dass wir uns, ehe wir uns versahen, schon auf unseren Kinosesseln wiederfanden. A. machte keinen Hehl daraus, dass wir Sushi mit ins Kino brachten, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass das auch hier nicht erlaubt ist. In Deutschland mache ich das selten, weil ich immer noch im Ohr habe, dass Taschenkontrollen durchgeführt werden (obwohl mir das, glaube ich, tatsächlich noch nie passiert ist). Ich hatte zwar etwas Sorge, dass wir rausgeschmissen oder zumindest angepampt werden würden, aber entweder hat es keiner mitgekriegt oder es hat schlichtweg keinen interessiert. Mir fiel dann auf, dass ich eigentlich gar keine Ahnung hatte, worum der Film eigentlich ging. 

                                                                                                              

Es war eine Art Science-Fiction-Thriller, würde ich sagen (kurz bevor der Film losging hatte ich für einen kurzen Moment richtig dolle Angst, unwissentlich in einem Horrorfilm gelandet zu sein und wollte eigentlich nur noch wegrennen. - Ich hasse Horrorfilme, viel zu zart besaitet für sowas). Er war spannend und erst nach Ende des Films spürte ich so richtig, wie viel Adrenalin der Film tatsächlich freigesetzt hatte. Ich zitterte noch am ganzen Körper und hatte Herzrasen, als wir schon lange draußen waren. Ich finde es immer wieder krass, wie sehr Filme einen packen und so eine starke körperliche Reaktion auslösen können, obwohl man eigentlich nur völlig regungslos in seinem Kinosessel sitzt. 

Es brauchte keine große Überredungskunst, dass ich zustimmte, noch in eine Bar zu gehen, wollten wir eigentlich sowieso dieses Wochenende ausgehen, was jedoch aufgrund von Corona (🙄) nicht wirklich möglich war. Man durfte in Clubs nicht tanzen, noch nicht einmal rumlaufen, sondern nur mit Abstand still an Tischen sitzen und der Musik zuhören. Das klang jetzt nicht wirklich verlockend, von daher machten wir das Beste aus der Situation und gingen immerhin in eine Bar. Das war ein krönender Abschluss für diesen Tag. 

 

Sonntag

Für Sonntag hatte ich keine großen Pläne, da ich meinen Schären-Ausflug ja verschoben hatte. Allerdings war am Dienstag der Geburtstag meiner Gastmutter und ich wollte ihr einen Kuchen backen. Ich hatte im Internet ein Rezept gefunden, das ich unbedingt ausprobieren wollte, weil es soo lecker aussah. 

Dabei handelte es sich um einen Schokoladen-Biskuitteig mit Himbeermousse und Schokoladenganache..

Uff.. Ehrlich gesagt hatte ich noch nie so eine Torte alleine gebacken, ganz zu schweigen davon, dass die Küche meiner Gastfamilie nichtmal die grundlegend benötigten Utensilien hergab... 

Aber ich wollte diese Torte! Ich hatte mir das in den Kopf gesetzt und deswegen musste ich diese Torte jetzt auch machen. Koste es, was es wolle..

Ich verbrachte also den Sonntag mit der Suche nach einer passenden Springform, sowie einem Tortenring und den Zutaten, die ich benötigte. 

Eigentlich hatte ich eine echt super Idee, dachte ich jedenfalls. In der Theorie war meine Idee auch gut. 

Ich schnappte mir das Fahrrad meiner Gastmutter und radelte wieder in die Ecke, in der ich letztes Wochenende schon gewesen war. Hier sollte nämlich immer Sonntags ein Flohmarkt stattfinden und aus unerfindlichen Gründen hatte ich schon seit Wochen das Bedürfnis, auf einen Flohmarkt zu gehen. Obwohl ich das in Deutschland noch nie hatte... 

Ich guckte dann etwas dumm aus der Wäsche, als ich weit und breit keinen Flohmarkt entdecken konnte. Ich checkte nochmal Googlemaps und der Flohmarkt sollte genau hier stattfinden! 

Ein ausführlicherer Blick auf die Webseite verschaffte dann Aufklärung: bis auf Weiteres ausgesetzt - Corona! 

Danke für nichts... 

Ja, es hätte mir schon früher auffallen können oder ich hätte direkt danach suchen sollen, waren doch auch sonst alle möglichen Veranstaltungen abgesagt wegen Corona. 

Ich war also einmal komplett umsonst hierher gefahren. Es war zwar wieder wunderschön, die Natur zu sehen, aber es waren auch so viele Menschen unterwegs, der Weg am Wasser entlang war brechend voll, dass man kaum richtig Fahrrad fahren konnte und das war dann irgendwann auch nur noch nervig. 

Ich fuhr in die Gegend mit den ganzen Geschäften und klapperte jede Menge Läden ab. Doch einen Tortenring gab es nirgends. 

Am Ende entschied ich mich für etwas Provisorisches, da wirklich in keinem einzigen Geschäft so ein Tortenring aufzufinden war. Gibt es sowas in Schweden nicht? 

Ich kaufte noch die Zutaten ein, die mir fehlten und machte mich zuhause ans Backen! 

Kein spektakulärer Sonntag, aber dafür recht entspannt. Gestern hatte ich ja auch genug erlebt. Es tat gut, einfach mal "nichts" zu machen und die Spannung, ob ich die Torte an irgendeinem relevanten Punkt zerstören würde war noch Nervenkitzel genug. 

 

 

Meine nicht ganz so schöne Fotogalerie...

(Was soll man machen, wenn die Motive nicht besser sind? IHR SEHT, IN UPPSALA VERPASST IHR NICHTS)

WIE KANN EINE STADT NUR SO ENTTÄUSCHEND SEIN?

Ich habe immer noch das Problem mit den unscharfen Bildern, die eigentlich nicht unscharf sind...

Ihr auch?

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