... oder das letzte offene Museum
Was macht man so in Zeiten von Corona?
Obwohl Stockholm einen ziemlich lockeren Zug fährt, wurden die touristischen Angebote eingestellt.
Die Stadt hat jede Menge Museen, z.B. das berühmte Vasa-Museum, welches ein Kriegsschiff beherbergt, das auf seiner Jungfernfahrt nach 30 Minuten gesunken und danach jahrzehntelang auf dem Meeresgrund vor sich hin gerottet ist. Oder das Museum über die berühmtesten schwedischen Popmusiker - na klar, ABBA.
Momentan hat man leider schlechte Karten, wenn man irgendetwas sehen will.
Doch es gibt ein Museum, das immernoch geöffnet hat. Und zwar rund um die Uhr. Verteilt in der ganzen Stadt. Unter der Stadt.
Ja! Die Stockholmer U-Bahn-Stationen sind ihr eigenes Museum. Für 37 Kronen (ca. 3,60€) kann man sich 75 Minuten Zutritt kaufen. So viel kostet ein Ticket für den öffentlichen Nahverkehr. Und ab geht's mit der U-Bahn von einem Museum zum Nächsten!
Nicht bei jeder Station hat man sich Mühe gegeben. Manche sind wirklich so unspektakulär, dass es unterhaltsamer ist, den in Hamburg groß an die gegenüberliegende Tunnelwand gehefteten HVV-Linienplan zu studieren...
Dennoch, geben wir der Sache eine Chance. Jede U-Bahn-Station, die in ein Museum verwandelt wurde, hat ein eigenes Thema. Alles in einer Nachttour abzuklappern, wie ich es - einem französischen Bekannten folgend - gemacht habe, ist nicht unbedingt 'ne coole Idee. Während er total aus dem Häuschen war, hat mich das ständige Warten auf die nächste U-Bahn, mit der wir dann wieder nur 2 Stationen gefahren sind, ziemlich bald tierisch genervt. Insbesondere, weil mit fortschreitender Stunde die Angst wuchs, nachts in der Pampa festzusitzen und nicht mehr nachhause zu kommen, weil keine Bahnen mehr fahren.
Ich hasse Bahn fahren schon im Alltag, wenn es ein notwendiges Übel ist, aber nur "zum Spaß" rumfahren - auch noch mit einer Person, mit der man sich null was zu sagen hat - ist echt nicht mein Ding. Mir hätte es gereicht, die Stationen zufällig beim Bahn fahren in den nächsten Monaten zu sehen. Aber naja.
Da es jetzt eh zu spät ist und einige Stationen wirklich kreativ waren, möchte ich euch die hier mal zeigen.
Ich habe (leider) nicht überall Fotos gemacht, da mein Interesse jetzt nicht überbordend war...
Themen der U-Bahn-Stationen, die ich fotografisch festgehalten habe:
- Natur und wilde Tiere
- Kinderzeichnungen und -basteleien
- Himmelsblöcke
- Wetter
- Videospiele
- Marshmallow oder so?
Weitere Themen, die ich nicht fotografiert habe:
- Länder dieser Welt (hätte ich gerne fotografiert! Vielleicht irgendwann nochmal)
- in einem Vulkan?
- Newton und der Apfel
- Bauernhofleben in Schweden
Teilweise waren nicht nur die Wände besonders "dekoriert", sondern tatsächlich auch Schaukästen ausgestellt oder Skulpturen aufgestellt.
Bei manchen Stationen war ich mir wirklich nicht sicher, was genau dort dargestellt werden soll, aber vielleicht war genau das gewollt.
Ingesamt ist es schon sehr interessant, diese vielen Kunstwerke zu sehen und es versüßt einem definitiv die Wartezeit - nur eben vielleicht nicht alles auf Zwang in einer Nacht.
Ich bin jedenfalls gespannt, ob ich im Laufe der Zeit noch weitere Kunstwerke im U-Bahn-Schacht entdecken werde.
Unten geht es mit weiteren Erlebnissen meines dritten Wochenendes in Stockholm weiter.
Was ich dieses wochenende sonst noch so gemacht habe...
Bevor ich zur U-Bahn-Expedition aufgebrochen bin, habe ich mich mit einem Mädchen getroffen, das ich über eine AuPair-Gruppe kennengelernt habe. Sie ist Einheimische und hat mir eine coole, kleine Markthalle mit schwedischen Spezialitäten gezeigt! Darauf war ich echt gespannt und habe mich sehr über die Tipps und darüber mit einer "schwedischen Expertin" unterwegs zu sein, gefreut. An einem Stand hat sie mir dann die schwedischen Gerichte erklärt und ich habe michür das Toast Skagen entschieden. Gute Wahl!
Das war genau mein Ding! Ein Toast mit ordentlich Krabben, Sauerrahm (mir erschien es eher wie Mayo) und viel Dill. Fischrogen waren auch drauf, die esse ich nicht, aber naja. Dazu gab es Salat und an der Bar konnte man sich so viel smörgås (Butterbrot) und Knäckebrot, sowie kostenloses Leitungswasser nehmen, wie man wollte. Smörgås ist zwar -zumindest für uns Deutsche, behaupte ich- nichts Besonderes, aber trotzdem ein Klassiker der schwedischen Küche. Meine Freundin hatte eine Suppe mit Fisch und Krabben, die sie mir für den nächsten Besuch empfahl. Wiederkommen klang definitiv nach einer guten Idee. Die Liste, der Gerichte, die ich noch probieren muss, ist lang. Denn ich will so viel wie möglich probieren und denke, dass ich auch ein großer Fan der schwedischen Küche bin. Vorallem, weil an Fisch und Krabben nicht gespart wird...
Nach der leckeren Stärkung haben wir zu Fuß die Stadt erkundet und A. hat mir eine Ecke von Stockholm gezeigt, die ich bis dato auch noch nicht gesehen hatte. Super!
Zum Schluss haben wir dann noch ein paar Stunden im Espresso House, einer beliebten Kaffeebar-Kette in Schweden, gesessen und gequatscht. Einige ihrer Ansichten waren mir zwar etwas befremdlich, aber davon abgesehen hatten wir einen tollen Tag und ich hatte richtig gute Laune!
Am Tag vorher habe ich den Franzosen das erste Mal getroffen und auch er hat mir etwas Neues von Stockholm gezeigt. Ich habe mich, wenn ich in der Altstadt oder Innenstadt war, schon länger gefragt, wo genau auf Södermalm die Hügel sind, die ich von dort aus immer gesehen habe. Denn die Ecke, in der ich lebe, ist relativ flach.
Der Franzose sollte Aufklärung verschaffen.
Ich hatte schon in der Woche vorher von den Deutschen gehört, dass man von den Hügeln oben den schönsten Blick auf Sonnenuntergänge und Stockholm bei Nacht haben soll. Ich habe dann endlich erfahren, wo die Hügel sind und wir sind die Gassen nach oben gekraxelt. Es gibt dort einen Weg, direkt am Rand mit großartigem Blick auf die Ausläufer des Mälarensees, welcher bis nach Stockholm führt und sich dort mit der Ostsee vereinigt. Wir kamen an einer Studentenparty vorbei und ich hatte in den Tagen schon häufiger junge Leute mit komischen, weißen Hüten gesehen. Anscheinend handelt es sich dabei um Hüte oder Mützen, die Studenten oder Schüler tragen, um ihren Abschluss zu feiern oder um Solidarität mit ihrer Universität zu zeigen. Ich weiß nicht genau...
Der Weg endete in einigen Felsen und ich hatte etwas Angst, am höchsten Punkt von Södermalm abzurutschen und zig Meter in die Tiefe zu stürzen. Im Gegensatz zum Weg, gab es hier nämlich keine Sicherungsnetze mehr.
Der Ausblick auf Stockholm und den See bei Nacht war aber dieses Risiko wert. Die Stadt lag so ruhig und traumhaft schön dort unten in der tiefschwarzen Nacht. Unten waren einige Boote zu sehen, die am Ufer lagen. Ich ließ mir einige Gebäude erklären und befand, dass dies zu meinem Lieblingsort in Stockholm auserkoren war. Hier musste ich unbedingt wieder herkommen - mit einer Person, die ich mag. Ich war glücklich und ergriffen von dem schönen Anblick der Stadt, aber vermisste dadurch auch etwas meine Lieben zuhause, mit denen ich diesen Augenblick so gerne geteilt hätte.
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