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Mein Urlaub in Südschweden: Auf den Spuren Astrid Lindgrens, Midsommar, Wiedersehen mit meinem Freund, Karlskrona, Begegnungen mit Elchen und jede Menge Mücken

Mein Urlaub in Südschweden zusammengefasst in einem Post:

 

Insgesamt war ich eine Woche bei meiner Familie in Südschweden. Genauer gesagt in Skogsryd in Småland. Småland - die Heimat Astrid Lindgrens und Spielort all ihrer Geschichten. 

 

Meine Eltern hatten ein Ferienhaus gebucht und es war sehr groß, irgendwie gemütlich und total idyllisch gelegen mit einem großen Garten auf dem Grundstück eines ehemaligen Bauernhofes. Die Umgebung war unglaublich schön und zu unserem Haus gehörten auch noch Fahrräder und ein Ruderboot. Ich machte mit meiner Mutter und meinem Bruder eine Fahrradtour durch die nähere Umgebung. Genau so hatte ich mir Schweden vorgestellt, vorbei an einem See und Bauernhöfen mit zehn Holzhäuschen, viel Wald..

Traumhaft... 

Am ersten Tag fuhren wir mit unserem Ruderboot, das ziemlich auseinanderfiel und nicht ganz so vertrauenserweckend war. Aber es war idyllisch. Man konnte zwar nicht wirklich gescheit lenken, weil das eine Ruder lose war, aber naja. Gelohnt hat es sich dennoch. Der glitzerne See, der in völliger Stille von der Sonne beschienen um uns herum lag, die Sonne, die angenehm warm auf unsere Haut schien und deren Wärme das Glück in mir zum Sprudeln brachte. An den Ufern sah man Nadelwälder und ein rotes Holzhäuschen. Zeit mit der Familie. 

 

Am nächsten Tag mussten wir wieder meiner Leidenschaft frönen und begaben uns alle zusammen auf die Spuren Astrid Lindgrens. Småland hatte da viel zu bieten. Wir fuhren in Richtung Vimmerby, fuhren durch Lönneberga und nach Bullerbü. Hier waren tatsächlich der Nordhof, der Mittelhof und der Südhof. Es handelte sich um den Originalschauplatz der Kinder-aus-Bullerbü-Filme, wobei der Ort nicht tatsächlich Bullerbü heißt. In den Bullerbübüchern schreibt Astrid Lindgren ja eigentlich über die Abenteuer ihrer eigenen Kindheit. An diesem Filmschauplatz hat sie aber nie gelebt. Ihr Vater allerdings lebte einige Jahre dort und so entschied sie, dass dies der richtige Ort für ihre Verfilmung sei. 

Anschließend fuhren wir nach Näs, den Ort, in dem Astrid Lindgren aufwuchs und in dem das Haus ihrer Kindheit steht. 

Wir kamen in Näs an und ich war schon recht irritiert, weil das Haus ein altes Pfarrhaus sein sollte. Hier sah es nämlich nicht so aus, als gäbe es irgendeine Gemeinde, die ein Pfarrhaus benötigte. Zu sehen war eine komplette Ruine mit eingestürztem Dach zur Rechten und ein Hof zur Linken. Wir fragten uns, ob das Haus irgendwo da weiterhinten auf dem Hof stand.. Um die Ecke etwas weiter stand ein neu gebautes Einfamilienhaus und die Familie saß im Garten und winkte uns fröhlich zu. Hmmm... Irgendwie fanden wir dieses Haus hier nicht. Musste nicht irgendwo mal ein kleines Schild stehen oder irgendwas? Oder irgendwelche Besucher? Astrid Lindgren war hier ja so etwas wie eine Ikone. Alles etwas mysteriös. 

Es sah auch alles nicht so aus, als sollte man da jetzt einfach auf den Hof stapfen. Und die Ruine konnte es ja wohl kaum sein...

Maps bestätigte schnell meinen aufkeimenden Verdacht: das hier war nicht Näs! Beziehungsweise das falsche Näs!

Ich erinnere mich nicht mehr genau wie weit das richtige Näs weg war; aber es war irgendwas zwischen 20 und 40 Minuten. Also alle wieder ab ins Auto! Das richtige Näs lag nämlich fast direkt in Vimmerby. Was wir (oder zumindest ich) eigentlich auch wussten. Also keine Ahnung, was Papa da ins Navi eingegeben hatte...

 

Das richtige Näs war natürlich schon einiges vorher ausgeschildert und ganz groß aufgezogen. Und wie für unsere Familie typisch kamen wir natürlich an, als schon alles geschlossen war 🙃. Das Haus sah diesmal auch ohne beide Augen zuzukneifen aus wie im Reiseführer abgebildet und war umgeben von einem tollen Garten und den Limonadenbaum, den Astrid Lindgren in Pippis Welt setzte, gab es hier auch in echt.

Es war super schade, dass alles geschlossen war, aber ich hatte trotzdem einen schönen Tag und die Zeit mit der Familie ist für mich ohnehin das Wichtigste.

Leider habe ich es bis heute noch nicht geschafft, hier nochmal hinzukommen, aber ich habe ja noch etwas Zeit in Schweden. 

 

 

 

Das Wetter wurde besser und wir verbrachten den nächsten Tag am Badesee. Außerdem war Mittsommer. Alle öffentlichen Mittsommerfeiern waren abgesagt worden, was super schade war. Immerhin konnte ich meine Familie überzeugen, wenigstens unser eigenes, kleines Mittsommeressen zu veranstalten. Wir aßen verschiedene Sorten Hering und Kartoffeln mit Dill und ein schwedisches Äquivalent zur Hausfrauensoße. Mein Lieblingsessen. Es war für uns jetzt nichts Außergewöhnliches, da viele Gerichte der schwedischen Küche auch bei uns in Norddeutschland typisch sind und man empfindet es vielleicht als außergewöhnlicher, wenn man woanders herkommt, aber ich mag diese Gerichte so gerne, daher ist es für mich eher eine Freude. Typischerweise tanzen die Schweden auch um den Mittsommerbaum, singen und trinken viel Schnaps. Wir hatten keinen Mittsommerbaum, aber tanzten eine halbe Runde an den Händen gefasst um den gedeckten Küchentisch, während "små grodorna" in unterirdischer Qualität aus den Handylautsprechern schallte und aufgrund des schlechten Internetempfanges in der Küche auch noch immer stockte. Ich glaube, wir kamen uns alle ein wenig lächerlich dabei vor. Wobei das einer dieser Momente ist, die man mit Sicherheit nicht vergisst und für mich war es auch ein besonderer Familienmoment. Und lustig war es allemal. Dann waren wir aber alle froh, uns auf die Leckereien zu stürzen und ein klitzekleines bisschen Mittsommer zu feiern. 

 

Da dies ein jahrelanger Traum meiner Mutter war und der Grund, warum meine Familie überhaupt in Schweden war und Mittsommer auch mein Highlight war, ist es schon ziemlich enttäuschend, dass es ausfiel. - Beziehungsweise nicht in typischer Manier stattfand. Dennoch waren wir alle glücklich und froh, in Schweden zu sein. 

 

Ich möchte noch kurz anmerken, wie schön es war, draußen im weitläufigen Garten auf der Wiese unter dem Apfelbaum zu frühstücken oder mit der Familie Mittag oder Abendbrot zu essen. Oder fika zu machen. Wer hat aufgepasst und weiß noch, was fika ist? 

Ich genieße solche Familienmomente wirklich total und es ist besonders und schön, mit der ganzen Familie am Tisch zu sitzen und zu essen. 

Diese Momente sind selten geworden. Was logisch ist, wenn ich nie zuhause bin. Aber auch wenn alle zuhause sind, sind die Tagesabläufe so unterschiedlich und gemeinsame Mahlzeiten kommen nur noch gelegentlich am Wochenende vor. Und auch da habe ich immer das Gefühl, dass entweder jeder in seiner eigenen Welt ist oder auf glühenden Kohlen sitzt und gedanklich schon wieder bei seiner nächsten Aktivität. Diese Ruhe im Urlaub ist daher herrlich. Vor allem, wenn nach dem Essen auch noch alle ein paar Meter weiter auf die Liegestühle kullern und das Leben einfach gut ist. 

Bullerbü-Romantik. 

 

Typischerweise gehört zu Mittsommer auch eine Erdbeertorte und ich wollte mir diese nicht entgehen lassen. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, dass wir eine Erdbeertorte zu Mittsommer brauchten und deswegen brauchten wir eine Erdbeertorte zu Mittsommer. Ich ließ nicht locker und mit ein paar Tagen Verspätung buk ich unsere Erdbeertorte! Am Midsommarfreitag und Samstag waren nirgendwo mehr Erdbeeren zu bekommen und danach waren wir so viel unterwegs. Aber wir bekamen die Erdbeertorte! Weil ich mich mit den Zutaten verschätzte, wurde sie viel zu klein, obwohl wir mehr als genug Zutaten gehabt hätten, aber ich fand sie trotzdem wirklich lecker. 

 

Am nächsten Tag, Sonntag, fuhren wir nach Jönköping, was 160 km und ca. 2,5 Autostunden weg ist. Heute war der Tag. Heute kam mein Freund an und wir sahen uns nach monatelanger Abwesenheit wieder. Was für ein schöner Tag 🎉. 

Da er erst am späten Abend in Jönköping ankam, weil er selbst noch vom Flughafen in Göteborg mit dem Fernbus herfahren musste und wir schon Mittags losgefahren waren, legten wir noch ein paar Stopps ein. Die Landschaft war einfach wunderschön und da konnte man schonmal auf der Landstraße anhalten, einfach nur um Fotos zu machen. In der Nähe von Jönköping befindet sich der Taberg. Ein 342 m hoher Berg. Es war wieder so ein besonderer Tag. Ich mag diese ganz bestimmte Atmosphäre, die in der Luft liegt, wenn die Luft so feucht vom Regen ist und man unter den nassen Blättern einen Berg hinauf läuft. Es ist so kühl und irgendwie.. mystisch. Angenehm, schauerlich, wohlig. Ich fühle mich dann immer so verbunden mit der Natur. Trotzdem ist es nicht nass, kalt oder regnerisch. Genauso war es. 

Wir parkten das Auto und entschlossen uns kurzerhand einen Abstecher auf diesen Berg zu machen. Es war toll, die Wege teilweise schlängelig, die Treppe war krumm und ab und zu mussten wir über umgefallene Bäume klettern. Am Ende belohnte uns eine Aussicht, die wirklich fantastisch war. 

Später dann in Jönköping schlenderten wir am Ufer des Vätternsees entlang, hinauf auf einen Steg und es duftete so lecker nach Fischgerichten. Wir alle fühlten uns kurz wie an der Adria. Und dieses Gefühl verband ich noch häufiger auf meiner Reise mit Jönköping. 

Das Wiedersehen war natürlich toll und eine große Freude. 

 

Am nächsten Tag hatte ich noch die letzte Stunde meines Schwedischkurses. Und obwohl ich die Sprache mag, es mir Spaß macht sie zu lernen und vorallem, Schwedisch zu sprechen, war ich froh, dass der Kurs vorbei war. Denn genauso wie mit der Kinderbetreuung war meine Motivation mit dem Bekanntwerden des Endes meiner Aupairzeit gesunken. Wenn ich darüber nachdenke, frage ich mich immernoch, ob meine Familie mich vorzeitig entlassen hat, weil sie unzufrieden mit mir war und ich meinen Job nicht gut gemacht habe. 

 

Im Laufe der Woche fuhren wir dann noch in den Åsnen Nationalpark, welcher der jüngste der 30 schwedischen Nationalparks ist und 2018 als solcher unter besonderen Schutz gestellt wurde. Der Nationalpark war toll. Das Herzstück ist ein großer See, lichter Wald und gemütliche Wanderwege machen ihn zu einem Naturparadies und einem meiner Highlights. 

Außerdem war das Wetter wieder extrem schön und es war viel besser als ich es vorher jemals in Schweden erwartet hätte und wir verbrachten wieder zwei Tage an der Badestelle und grillten später in unserem Garten. 

 

Am Dienstag fuhren wir nach Karlskrona, eine kleine Stadt im Süden Schwedens, direkt an der Ostseeküste gelegen. 

Als ich dachte, dass ich zu dieser Zeit noch Au Pair sein würde, hatte ich mir vorgestellt, dass meine Familie mich in Stockholm besuchen käme und wir in die Schären führen. Schließlich war das eine große Attraktion und ein Naturphänomen, das zumindest ich bisher als einmalig erlebe. 

Aus dem Plan wurde nichts. 

Aber Karlskrona bot ebenfalls Schären und so machten wir dort auf einem Bötchen eine schöne mehrstündige Fahrt. 

 

Uns, und vorallem meinen Eltern, die beide auch das erste Mal in Schweden waren, gefiel es hier so gut, dass wir spontan das Haus um 2 Tage verlängerten.

 

Als Letztes fuhren wir alle zusammen noch in einen Elchpark. Ich muss sagen, dass ich von der Idee anfangs nicht so begeistert war, weil mein Wunsch von Anfang an war, einen Elch in der freien Natur zu sehen. Ich wollte mir dieses Erlebnis nicht dadurch kaputt machen oder es gar vorzeitig abschreiben. Aber am Ende willigte ich dann doch ein. Es war ein schöner Vormittag, mit Elchen zum Streicheln nah und einer Menge witziger Fotos.

 

Mein Freund und ich hatten am Vorabend schon angefangen, unser Gepäck in voluminöse Backpackingrucksäcke umzuwuchten. Jedes Teil auspacken, angucken, überlegen, ob man es auf der weiteren Reise braucht, überlegen, was man noch braucht, dabei nichts Wichtiges vergessen und immer im Blick zu haben, dass man nicht zu viel einpackt und der Rucksack nicht zu schwer wird - das ist gar nicht so leicht.

Und obwohl ich schon vorher tausend Mal gelesen hatte, dass Leute am Ende zu viel mitschleppten und ich das die ganze Zeit während des Packens im Sinn hatte , passierte es mir auch. Mit übervoluminösen Rucksäcken, die weder mein Freund noch ich ohne Hilfe aufsetzen konnten, lieferten meine Eltern uns am Donnerstag spätabends am Campingplatz in Växjö ab. 

 

Eine Woche Urlaub in Südschweden mit meiner Familie, eine halbe davon auch mit meinem Freund waren unglaublich schnell vorbei und ich hätte am liebsten die Zeit angehalten und für immer so weitergemacht. 

 

Aber unser nächstes großes Abenteuer lag direkt vor unseren Füßen. Es rief nach uns und hier sollte es beginnen...

 

Fotos folgen...

 

Die weitere Reise findest du im Menu < Um die Welt < Schweden - Abenteuer Backpacking

Oder über diesen Link: Schweden - Abenteuer Backpacking