Ich habe immer das Gefühl, dass die Zeit rennt. Und dann gibt es Momente, da überschlagen sich einfach die Dinge.
Und Alles, was bisher so gut funktioniert hatte, fällt wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
Das ist jetzt vielleicht etwas dramatisch formuliert, aber irgendwie stimmt es.
Mir geht dazu dieser eine Vers aus dem Weihnachtsgedicht "Das Lametta" nicht mehr aus dem Kopf: "So ging es mir, keine Ahnung habend, vor ein paar Jahren Heiligabend".
Nun, bei mir ist das Ganze nicht ein paar Jahre her, sondern ein paar Tage. Genau genommen 5 Tage.
Was ist genau passiert?
Meine Gastfamilie hat mir gekündigt. Das klingt jetzt erstmal sehr hart. Aber im Endeffekt haben sie mir eröffnet, dass sie einfach keine Hilfe mehr brauchen, weil der Vater jetzt erstmal nicht mehr arbeitet.
Das war für mich definitiv ein Schock. Und auch wenn das jetzt erstmal wie eine Ausrede klingen mag, glaube ich schon, dass das stimmt. Jedenfalls sind persönliche Differenzen definitiv nicht der Grund. Natürlich macht man sich irgendwie Gedanken, ob sie vielleicht mit meiner Arbeit nicht zufrieden waren. Aber eigentlich denke ich, dass man in so einem Fall das erstmal ansprechen würde / könnte und nicht direkt sein Au Pair rausschmeißt. Ob es jetzt im Endeffekt gelogen war und was die tatsächlichen Gründe waren, werde ich sowieso nie herausfinden. Meine Gastfamilie ist, was Persönliches angeht, schon ziemlich zurückhaltend.
Ich will mir jetzt aber auch nicht den Kopf zermartern und die Schuld solange bei mir suchen, bis es mir richtig schlecht geht.
Mein Vertrag kann mit zwei Wochen Vorlaufzeit gekündigt werden - oder wenn schwerwiegende Umstände das nötig machen.
Worunter genau das fällt, kann ich gar nicht sagen, weil die zwei Wochen Frist eigentlich nur gilt, wenn der Vertrag auf unbestimmte Zeit geschlossen wurde, was bei mir ja nicht der Fall ist. Also vielleicht sind die zwei Wochen nichtmal Pflicht.
Fakt ist jedenfalls, dass ich es auch nicht mit zwei Wochen Vorlauf erfahren habe.
Es war die Rede davon, dass der Vater nach Midsommar Urlaub nimmt und sie dann keine Hilfe brauchen, weil er ja zuhause ist und ich dann frei haben könnte. Ich dachte dabei an so etwas wie 2-3 Tage, da meine Familie auch gerade in Schweden Urlaub macht und ich sie dann hätte besuchen können. Darüber haben wir schon vor 1-2 Wochen geredet. Aber anscheinend war das da schon ihre Art mir subtil mitzuteilen, dass sie das Arbeitsverhältnis auflösen möchten. Ich habe es einfach nicht verstanden!
Wenn man davon ausgeht, dass sie mir das da schon mitgeteilt haben, dann hätten sie die 2 Wochen schon eingehalten.
Auch wenn ich es schätze, dass sie nicht so direkt und eher zurückhaltender sind, weil das sehr angenehm ist, müsste man in seinem Fall auch sicherstellen, dass der Gegenüber versteht, was man sagen möchte! Ich frage mich, ob sie gar nicht über meine unverwunderte Reaktion überrascht waren als wir das erste Mal darüber gesprochen haben. Man möchte doch meinen, wenn so eine unerwartete Nachricht kommt, ist der Gegenüber auch überrascht oder schockiert. Da ich das nicht war, hätten sie nicht vielleicht auch merken können, dass ich das gar nicht verstanden habe?
Tatsächlich verstanden habe ich das erst eine Woche vorher und auch nur durch Zufall, weil ich nachgefragt habe, wie lange der Vater denn Urlaub habe. Da kam das dann raus.
Also, wie geht es mir?
Bin ich überrascht? - Ja.
Bin ich schockiert? - Ja.
Bin ich traurig? - Ja.
Bin ich extrem traurig? - Nein.
Bin ich verzweifelt? - Nein.
Geht es mir gut, obwohl ich sehr schockiert und traurig bin? - Ja.
Bin ich meiner Gastfamilie böse deswegen? - Nein.
Habe ich noch ein gutes Verhältnis zu meiner Gastfamilie? - Ja.
Wäre ich gerne noch länger geblieben? - Ja.
Werde ich meine Gastfamilie vermissen? - Ja.
Habe ich schon einen Plan? - Ja und Nein.
Freue ich mich auf die nächste Zeit? - Ja.
Bin ich aufgeregt? - Definitiv Ja.
Wie geht es denn jetzt weiter?
Ich reise übermorgen schon ab, einen Tag früher als ich hätte müssen, weil am Freitag bereits Mittsommer ist.
Ich werde erstmal meine Familie in ihrem Ferienhaus in Småland besuchen und den restlichen Urlaub dort mit ihr verbringen. Das ist auch schön, weil ich das eigentlich, als wir den Urlaub gebucht haben und ich noch keine Au-Pair-Familie hatte, sowieso wollte und nicht während des Urlaubs Au Pair sein wollte. Auch wenn sich das dann ja anders ergeben hatte. Jetzt eben halbwegs zurück zum ursprünglichen Plan.
Außerdem kommt mein Freund, den ich seit Februar nicht mehr gesehen habe, mich besuchen. 😊
Nicht mal mehr eine Woche, dann sehen wir uns endlich wieder! Nach vier Monaten!
Er verbringt dann auch noch die letzten Tage mit mir bei meiner Familie und dann wollen wir zusammen weiter durch Schweden reisen.
Ich bin gespannt, was die Zukunft bereit hält, aber es wird bestimmt gut!
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